Die Lüge der „ungeknickten Knochen“: Röntgenaufnahmen enthüllen die Wahrheit über vertikale Mäuse
Dr. Sig- Der Mythos: In Marketingmaterialien wird behauptet, dass vertikale Mäuse die Unterarmknochen (Speiche und Elle) in eine parallele Position "entkreuzen".
- Die Realität: Röntgenaufnahmen bestätigen, dass die Unterarmknochen in der vertikalen „Händedruck“-Position überkreuzt bleiben.
- Die Wahrheit: Die Knochen verlaufen nur dann wirklich parallel, wenn die Handfläche vollständig nach oben zeigt (Supination), eine Position, die bei der Verwendung einer Maus unmöglich ist.
Die Lüge vom „ungeknickten Knochen“: Warum das grüne Skelettdiagramm gefälscht ist
Wenn Sie schon einmal um 2 Uhr nachts panisch nach ergonomischer Büroausstattung gesucht haben, weil Ihnen das Handgelenk schmerzte, dann haben Sie The Chart bestimmt schon einmal gesehen.
Es ist das prägende Bild des Marketings für vertikale Mäuse – bekannt auf den Websites der Hersteller, verstreut in den Produktlisten von Amazon und versteckt in ergonomischen Fachartikeln.
- Bild oben: Eine Person benutzt eine vertikale Maus. Ihre Armknochen verlaufen perfekt parallel, wie glatte Eisenbahnschienen. Der Arm leuchtet grün . Grün steht für Gesundheit. Grün bedeutet: „Kauf mich!“
- Unteres Bild: Ein typischer Mausbenutzer. Seine Armknochen sind wie eine Brezel verdreht. Der Arm leuchtet rot . Rot bedeutet Gefahr. Rot bedeutet: „Du brichst dir den Körper.“

Das Verkaufsargument ist simpel: „Eine Standardmaus kreuzt Ihre Knochen. Eine vertikale Maus entkreuzt sie.“
Es klingt wissenschaftlich. Es sieht überzeugend aus. Es ist aber auch eine anatomische Lüge.
Wir beschlossen, diese Illusion auf die einfachste Weise zu entlarven: Wir kauften etwas farbiges Klebeband und schalteten ein Röntgengerät ein.
(Anmerkung: Unser tapferes Modell für alle Fotos und Röntgenaufnahmen ist Dr. Sig, der seine eigenen Arme der Strahlung aussetzte, um der Wahrheit willen.)
Das Experiment: Die Messung der "Drehung"
Um Ihnen zu zeigen, was sich tatsächlich unter Ihrer Haut abspielt, haben wir die Unterarmknochen von Dr. Sig mit Klebeband markiert:
- Orange Tape: Der Radius.
- Blaues Klebeband: Die Elle.
Anschließend verglichen wir das Aussehen des Klebebands (Haut) mit dem Aussehen des Röntgenbildes (Knochen) in drei Schlüsselpositionen.
1. Die „Standardmausposition“ (Handfläche nach unten)
Schauen wir uns zunächst die Position an, die laut Marketing als „gefährlich“ bezeichnet wird. Dr. Sig legte seine Hand flach auf den Tisch, so als würde er eine gewöhnliche Maus halten.

2. Die „reale“ vertikale Mausposition
Hier versagt das Marketing. Die meisten vertikalen Mäuse (wie die Logitech MX Vertical) sind nicht perfekt vertikal. Sie sind um ungefähr 57° bis 60° .
Wenn wir die Hand in einem exakten 90°-Winkel zur Vertikalen halten, können wir die Tasten nicht effektiv drücken. Daher haben wir Folgendes getestet: tatsächlich Position, die Sie mit diesen Mäusen verwenden: eine 57°-Neigung nach innen.

Die Realität: Schauen Sie sich das Röntgenbild genau an. Die Knochen sind DEFINITIV gekreuzt.
Da die Maus nicht vollständig vertikal positioniert ist, befindet sich Ihr Arm noch in einer leichten Pronation. Die Speiche (orange) kreuzt weiterhin die Elle (blau). Strukturell ist die Position nahezu identisch mit der ungünstigen, flachen Position, nur die Rotation ist etwas geringer.
Die Marketinggrafiken, die in dieser Position gerade, parallele Linien zeigen, verkennen die anatomische Realität, um den Verkauf anzukurbeln. Bei einem Arbeitswinkel von 57° sind parallele Knochen physikalisch unmöglich.
3. Der "Unmögliche"-Standard (Handfläche nach oben)
Wann verlaufen die Armknochen also tatsächlich parallel? Wann erreicht man diese „grüne Skelett“-Ausrichtung?
Dr. Sig dreht seine Handfläche vollständig nach oben, sodass sie zur Decke zeigt (eine Position, die Supination genannt wird).

Das Problem: Versuchen Sie mal, eine Maus so zu benutzen. Legen Sie Ihre Hand mit der Handfläche nach oben auf den Schreibtisch. Versuchen Sie nun, einen Knopf zu klicken. Es geht nicht. Diese Position ist zwar anatomisch „perfekt“, aber für die Arbeit am Computer völlig ungeeignet.
4. Der „natürliche“ Test: Gekreuzte Zähne können bequem sein.
Eine Sache verraten die Diagramme noch nicht: „Gekreuzt“ bedeutet nicht unbedingt „angespannt“.
Die Kreuzung von Speiche und Elle ist ein genialer evolutionärer Vorteil, der es dem Menschen ermöglicht, Werkzeuge auf flachen Oberflächen zu benutzen. Es handelt sich nicht um einen Fehler, sondern um einen Vorteil. Tatsächlich legt die Biomechanik nahe, dass die Membran, die die beiden Armknochen verbindet, oft recht entspannt ist, wenn die Handfläche nach unten zeigt.
Machen Sie diesen einfachen Test selbst: Setzen Sie sich an Ihren Schreibtisch und legen Sie Ihren Unterarm auf den Tisch. Lassen Sie ihn ganz locker hängen. Schwebt er senkrecht in der Luft, wie beim Händeschütteln? Nein. Fühlt er sich verdreht und schmerzhaft an, wenn Ihre Handfläche den Tisch berührt? Wahrscheinlich nicht.
Für die meisten Menschen fühlt es sich stabil, sicher und entspannt an, die Hand mit der Handfläche nach unten (oder in halbliegender Position) abzulegen. Der Tisch trägt das Gewicht der Hand. Hält man die Hand hingegen senkrecht, erfordert das oft ein leichtes Gleichgewicht, um ein Umkippen zu verhindern, oder man verlagert sein Gewicht auf die schmale, knöcherne Seite des kleinen Fingers. Die überkreuzte Handhaltung ist oft die natürlichste Art, wie der Körper auf einer horizontalen Fläche ruhen kann.
Das Urteil
Die visuelle Grundlage des Marketings für vertikale Mäuse – dass sie die Gelenke „entwirren“, um das Handgelenk zu schonen – ist ein Mythos.
- Standardmaus: Knochen gekreuzt.
- Vertical Mouse: Bones Still Crossed.
- Marketingdiagramm: Knochen-Parallele (Dies existiert nur in Cartoons).
Fazit
Wenn Ihnen eine vertikale Maus besser liegt, ist das super! Sie könnte Ihnen helfen, indem sie verhindert, dass Ihr Handgelenk am Schreibtisch reibt oder Ihre Schulterhaltung verändert. Aber bitte kaufen Sie sich keine, nur weil Sie denken, sie würde Ihre Wirbelsäule auf magische Weise entsteifen.
Wie Dr. Sigs Röntgenaufnahmen beweisen: Solange man nicht mit den Handflächen nach oben tippt, kreuzen sich die Knochen immer. Das ist kein medizinischer Notfall, sondern einfach menschlich.
Eine Anmerkung von Dr. Sig: Unsere Forschungsphilosophie
Wir erhielten eine interessante Frage von einem Leser: „Wollen Sie damit sagen, dass vertikale Mäuse nie funktionieren?“
Die Antwort lautet Nein. Unser Ziel ist es nicht, die vertikale Mausform gänzlich abzulehnen. Wir erkennen an, dass für viele Nutzer eine Änderung der Körperhaltung vorübergehende oder dauerhafte Entlastung bringen kann, indem die Belastung auf andere Muskelgruppen verlagert wird.
Unsere Mission: Wir entlarven konsequent pseudowissenschaftliche Marketingversprechen (wie die „nicht gekreuzten Knochen“-Diagramme), die Verbraucher in die Irre führen. Wir sind überzeugt, dass Sie Werkzeuge auf Basis verifizierbarer biomechanischer Daten – wie z. B. der Greifkraft und des intrakarpalen Drucks – und nicht aufgrund erfundener medizinischer Versprechungen auswählen sollten.
Wir möchten Ihnen die Ergebnisse bestehender Forschung objektiv präsentieren. Wenn eine vertikale Maus Ihre Schmerzen lindert, freuen wir uns darüber. Wir möchten Ihnen aber auch erklären, warum sie funktioniert (Veränderung der Körperhaltung) und welche Nachteile damit verbunden sind (Klemmkraft), damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.
Lesen Sie die vollständige Untersuchung zu vertikalen Mäusen
- Teil 1: Der Knochenmythos (Röntgenanalyse) (Aktueller Beitrag)
- Teil 2: Die klinische Überprüfung (Druckdaten)
- Teil 3: Das Risiko durch Quetschkräfte (Biomechanik)
Teil 4: Leistung (Zielstabilität)